Wie Franziska Giffey (SPD) heute in Berlin mitteilte, ist es ein Ziel, die Berliner Solarleistung bis 2035 fast zu verzehnfachen. Das klingt ehrgeizig und auch notwendig. Aber der Fokus auf Unternehmen ist ein zweischneidiges Signal.
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Natürlich liegen auf Gewerbe- und Industriedächern riesige ungenutzte Flächen. Firmen in die Verantwortung zu nehmen, ist also logisch. Doch wenn der Staat primär auf Unternehmen zielt, während Privatinitiativen wie Balkonkraftwerke nur am Rand vorkommen, entsteht das alte Muster: Energiewende wird wieder zur Großprojektpolitik.
Das Tempo hängt dann von Ausschreibungen, Genehmigungen und Kapitalinteressen ab – nicht vom Engagement vieler Einzelner.
Balkonkraftwerke als unterschätzte Bewegung
Balkonkraftwerke sind klein in Leistung, groß in Wirkung. Jede installierte Mini-Anlage ist ein stilles Votum für Eigenverantwortung – eine soziale Bewegung in Kilowatt. Wer sie nur als Nebenschauplatz sieht, übersieht den eigentlichen Hebel: Akzeptanz entsteht nicht durch Förderbescheide, sondern durchs Mitmachen.
Zum Solarausbau Berlin ließ die Berliner Wirtschaftsverwaltung folgendes mitteilen: "Die bislang installierte Solarleistung entspricht etwa der Strommenge, die rund 165.000 Haushalte im Jahr verbrauchen“, Das Land hat das Ziel, bis zum Jahr 2035 eine Gesamtleistung von 4.400 Megawattpeak und einen Solarstromanteil von 25 Prozent zu erreichen.
Giffey erklärte, in letzter Zeit habe der Fokus stark auf Balkonkraftwerken gelegen. Im Rahmen des Förderprogramms SolarPlus seien zwischen September 2022 und September 2025 rund 27.000 Anträge mit einem Gesamtvolumen von 26,5 Millionen Euro bewilligt worden – davon entfielen etwa 19.000 auf Balkonkraftwerke. Diese liefern zwar nur eine vergleichsweise geringe Leistung pro Anlage.
Solarausbau Berlin: Der blinde Fleck der Verteilung
Wenn große Dächer zur Pflicht werden, braucht es soziale Gegenbalance: Mieterstrom, Gemeinschaftsanlagen, Quartierslösungen.
Sonst wird Solarstrom zwar mehr, aber nicht gerechter verteilt. Die Stadt droht dann, das gleiche Ungleichgewicht wie beim Wohnraum zu wiederholen – Fläche haben, heißt Macht haben.
Kurz gesagt: Das Ziel stimmt, der Weg droht zu eng zu werden. Die großen Dächer sollen liefern, klar. Aber die kleinen Balkone halten die Energiewende lebendig.
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