Immer mehr Menschen wollen ihren eigenen Solarstrom erzeugen und sich so ein Stück unabhängiger von Energiepreisen machen. Die Installation einer solchen Mini-Solaranlage scheint auf den ersten Blick unkompliziert, denn die meisten Systeme lassen sich per Plug & Play installieren. Das bedeutet: Einfach die Module aufstellen, Stecker in die Steckdose – fertig. Doch viele Betreiber kommen schnell auf die Idee, den Anschluss über eine Mehrfachsteckdose zu lösen. Klingt praktisch, oder? Schließlich spart man sich den Weg zur Wandsteckdose, kann mehrere Geräte anschließen und flexibel mit Kabeln hantieren. Aber genau diese vermeintliche Bequemlichkeit kann gefährlich werden.
Was auf den ersten Blick nach einer cleveren Abkürzung aussieht, kann im Ernstfall teuer oder gefährlich werden. Kleines Kraftwerk klärt zum Thema auf und nennt etwaige Gefahren und gibt 5 Tipps für den sicheren Betrieb einer Mini-Solaranlage auf dem heimischen Balkon, Dach, Fassade oder Garten.
Der VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) warnt ausdrücklich vor der Einspeisung von Solarstrom über Steckdosenleisten oder Verlängerungskabel.
Der Grund ist einfach und nachvollziehbar, denn sie sind schlicht nicht dafür ausgelegt. Wer das ignoriert, riskiert eine Überhitzung, eine Überlastung oder im schlimmsten Fall einen Brand.
Das Problem beginnt bei der Steckdose
Die klassische Schuko-Steckdose ist für den Verbrauch von Strom ausgelegt, also dafür, dass der Strom vom Hausnetz in ein Gerät fließt. Beim Balkonkraftwerk ist es jedoch umgekehrt, denn hier wird Strom ins Hausnetz eingespeist. Genau dafür ist die Schuko-Steckdose aber weder geprüft noch zugelassen.
Das eigentliche Problem ist nicht die Flussrichtung des Stroms, sondern die fehlende Sicherheit der Verbindung. Schuko-Steckdosen besitzen keine mechanische Verriegelung, keinen Schutz vor versehentlichem Herausziehen und sind nicht für eine dauerhafte Einspeisung getestet. Deshalb rät der VDE ausdrücklich davon ab, Balkonkraftwerke über herkömmliche Steckdosen zu betreiben.
Besonders riskant wird es, wenn das Balkonkraftwerk über eine Mehrfachsteckdose angeschlossen wird. Deren Leitungen und Kontakte sind meist dünner dimensioniert als die feste Elektroinstallation in der Wand. Dazu kommen zusätzliche Verbraucher, die über dieselbe Leiste laufen – etwa Lampen, Ladegeräte oder Router. So kann sich die elektrische Last schnell summieren, die Steckverbindungen erwärmen sich und im schlimmsten Fall droht ein Schmor- oder Kabelbrand.
"Viele Mehrfachsteckdosen liegen außerdem auf dem Boden, oft verdeckt hinter Möbeln oder Vorhängen. Dort kann sich Hitze stauen, und eine Überhitzung bleibt häufig unbemerkt. Auch Modelle mit Überspannungsschutz oder Schalter bieten hier keine Sicherheit – sie sind nur für kurzzeitige Stromabgaben gedacht, nicht für eine dauerhafte Einspeisung von Solarstrom", so Markus Struck, Geschäftsführer von Kleines Kraftwerk.
Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte das Balkonkraftwerk niemals über eine Mehrfachsteckdose anschließen.
Stattdessen empfiehlt sich eine feste Einspeisesteckdose, etwa das Wieland-System, das speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. Es ist verriegelbar, verhindert Fehlkontakte und entspricht den Anforderungen der geltenden VDE-Normen.
Der sichere Anschluss: die Wieland-Steckdose
Wer sein Balkonkraftwerk sicher betreiben möchte, sollte also auf eine spezielle Einspeisesteckdose setzen – idealerweise die sogenannte Wieland-Steckdose. Sie ist genormt, verriegelt fest mit dem passenden Stecker und verhindert, dass jemand versehentlich während der Einspeisung den Kontakt trennt. Das erhöht die Sicherheit erheblich.
Ein weiterer Vorteil: Die Kontakte sind mechanisch so gestaltet, dass kein Strom fließt, solange der Stecker nicht vollständig eingerastet ist. Damit entspricht sie den Anforderungen der Norm DIN VDE V 0100-551-1, die den Anschluss von Stromerzeugern im Haushalt regelt.
Zwar ist die Installation einer Wieland-Steckdose durch eine Elektrofachkraft etwas teurer als der Griff zur Mehrfachsteckdose – aber sie verhindert gefährliche Situationen und erfüllt die gesetzlichen Anforderungen.
5 Tipps für den sicheren Betrieb eines kleinen Kraftwerks
- Kein Anschluss über Mehrfachsteckdosen oder Verlängerungskabel: Das ist der wichtigste Punkt, der unabhängig vom Stecker-Typ gilt.
- Wieland-Steckdose installieren lassen: Eine Elektrofachkraft kann diese in kurzer Zeit einbauen, oft an der Balkonaußenwand oder in der Nähe des Fensters.
- Leitungsquerschnitt prüfen: Auch bei einem Schuko-Anschluss sollte die Zuleitung ausreichend dimensioniert sein. Alte oder brüchige Kabel sind ein No-Go.
- Stecker nie unter Spannung trennen: Immer zuerst das Modul vom Netz trennen, bevor du am Anschluss arbeitest.
- Regelmäßig Sichtkontrolle durchführen: Es kann niemals schaden, die Kabel immer wieder mal zu überprüfen. Ebenso die Stecker und Steckdosen auf Erwärmung, Verfärbungen oder Schmorspuren checken.
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